Die XII. Landesmeisterschaft 2002

Bericht zur XII. Landesmeisterschaft, dem Wettbewerb der sächsischen Filmamateure, am 3. März 2002 in Dresden-Gorbitz:

Schön war das Wetter nicht ...

... an diesem Sonntag - eigentlich kein Filmwetter, aber ein Wetter für Filmer, die ins Kino gehen wollten. Eingeladen hatte der Sächsische Landesverband, auf dem Programm stand die diesjährige LMS. Nach jahrelangen Querelen und immer weiter steigenden Nutzungs-Preisen hatte sich der VFS in diesem Jahr zum ersten Male entschlossen das PENTACON zu verlassen. Als neuer Veranstaltungsort war das Stadtbezirks-Kulturhaus „Club Passage“ in Dresden-Gorbitz gewählt worden - wie sich später herausstellte eine gute Wahl.

Gute Wahl waren in der Regel auch die gezeigten Filme, wobei sich hier mitunter ein deutliches Leistungsgefälle offenbarte. 17 Beiträge hatten sich um die insgesamt sechs zu vergebenden Preise und drei Anerkennungen für herausragende Einzelleistungen beworben. Wie in jedem Jahr bewertete eine fünfköpfige Jury die Werke.
In diesem Jahr hatte Frank Eckert, Kameramann beim MDR-Fernsehen, den Vorsitz. Des weiteren gehörten der Jury Dr. Günter Eiselt, freischaffender Regisseur und Kameramann, Dr. Michael Schlaszus, freischaffender Kameramann, Hans-Dieter Ross vom Amateurfilmstudio Eilenburg und der Jurybeauftragte und Schatzmeister des VFS Dr. Rainer Schubert an.

Schon kurz nach Beginn der Veranstaltung hatte sich die Jury den Ruf erworben, besonders streng und zum Teil den Verhältnissen im Ama-teurfilm unangemessen zu urteilen. Sicherlich haben die Preisrichter mit ihren Bewertungen vielen Autoren nicht gerade „Zucker auf’s Brot gestreut“, aber den Vorwurf einer ungerechten oder ungerechtfertigten Beurteilung mancher Beiträge müssen sich die drei Profi- und zwei Amateurfilmschaffen-den nicht gefallen lassen. Vielleicht ist es auch nur so, daß in einer Zeit, in der auch im sogenannten professionellen Mediensektor - wobei „professionell“ auch nur noch aussagt, daß man damit sein Geld verdient; und nicht wie gut oder schlecht Gestaltung und Technik gehandhabt werden - die Maßstäbe immer weiter sinken, viele Fehler und Unzulänglichkeiten mit „Spontanität“, „Coolness“ und „Lässigkeit“ heruntergespielt werden, Moderatoren keine Sprecherziehung mehr genießen oder angelernte Techniker hinter einer Fernsehkamera als „Kameramänner“ fungieren und alles immer schneller, kurzlebiger und billiger werden muß, die „Meßlatte der Selbstkritik“ auch bei den Amateuren immer weiter nach unten rutscht?

So bemängelten gerade die „Profis“ unter den Juroren, daß viele Amateure eher dem allgemeinen Medientrend „nacheifern“, statt Freiheiten, die sich nur dem nichtkommerziellen Filmschaffenden bieten, sinnvoll für sich zu entdecken und auszunützen. Vielleicht ist die Jury aber doch mit zu hohen Erwartungen an die Arbeit gegangen, hat Dinge eingefordert, die ein „Amateur“ nicht leisten kann? Insofern kann die Arbeit der Jury sicher in zweierlei Licht gesehen werden. Wenn ihre Aussagen aber zum Nachdenken über die eigene filmerische Arbeit angeregt und ihre Kritik nicht verprellt haben - ich gebe zu, die Gefahr bestand und besteht - dann ist schon viel gewonnen und Resultate lassen sich im nächsten Jahr „bewundern“.

Unstrittig bleibt aus meiner Sicht aber, daß die Preisrichter ihre Preise mit Recht und an die richtigen Filme vergeben haben:
Der Erste Preis wurde dem Film „Es war einmal ...“ von Manfred Seifert aus Leipzig verliehen. In diesem Film wirddie Geschichte um die jahrelange und mühevolle Restauration eines alten, denkmalgeschützten Hauses im Leipziger Stadtzentrum erzählt. Der Film ist in vielerlei Hinsicht ein bemerkenswertes Kunstwerk: Zum einen zeichnet er sich vor allem durch eine gute Kameraarbeit aus, zum anderen hat Manfred Seifert mit diesem 16mm-Streifen eine - für Amateure sehr ungewöhnlich - Langzeitdokumentation mit historischem Wert gefertigt.
Jeweils ein Zweiter Preis wurde vergeben an die Beiträge „Kopenhagen“ von Edeltraud und Winfried Richter aus Zwönitz und an „Gleichnis“ von Kurt Kleinke aus Erlau. In „Kopenhagen“ beweisen Edeltraud und Winfried Richter, daß es möglich ist, eine Stadt und ihre vielen Gesichter wirkungsvoll ins Bild zu setzten und dabei einen Film von wohltuender Länge (8 Minuten) zu schaffen. Mit „Gleichnis“ wurde - vollkommen zu Recht - der einzige Trickfilm dieser Landesmeister-schaft ausgezeichnet. Kurt Kleinke erzählt hier die Geschichte einer Fabrik und eines Männchens, die beide rauchen. Die sich daraus ergebenden Umweltprobleme werden mit einfachen aber wirkungsvollen Gestaltungsmit-teln umgesetzt. Mit je einem dritten Preis wurden die Filme „Zeitsprung“ von Hans Hickisch, „TURM SPITZEN LOS“ von Christoph Leonhardt und „Eilenburger Marktbrunnen“ der Amateurfilmge-meinschaft Eilenburg ausgezeichnet, eine Anerkennung für gute Kameraarbeit erhielt der Beitrag „Bad Elster“ vom Autorenkollektiv Scheller & Meier.

An dieser Stelle möchte ich noch einmal auf einige grundlegende Dinge eingehen: In allererster Linie wird ein Film nicht für den Autoren, einen Wettbewerb oder eine Jury gefertigt, sondern für das Publikum. Ein Film ist also nicht unbedingt dann besonders gut, wenn er einem selbst oder einer Jury gut gefällt. So muß man sich während der Herstellung eines Filmes immer wieder die Frage stellen - und beantworten - : „Erreiche ich mit diesem Film mein Ziel? - Sagt der Film aus, was er aussagen soll?“ Um das umzusetzen, soll der Filmschaffende an keinerlei Formalitäten gebunden sein. Allerdings: Ganz ohne formale Aspekte geht es dennoch nicht. Und so ist dem Filmamateur vor allem der zeitliche Rahmen festgesteckt. Aber ist es denn wirklich immer sinnvoll, diesen zeitlichen Rahmen voll auszuschöpfen?! Vielfach hört man in den Pausengesprächen: „Ja, und ich habe den Film extra für diesen Wettbewerb nochmal gekürzt!!!“ Ist das wirklich notwendig? Kann ein Film nicht von vornherein kürzer sein? Sicher ist es manchmal schwer, sich von - unter Umständen mit viel Mühe gemachten - schönen Aufnahmen am Schneidetisch zu trennen, aber liegt nicht auch in der Kürze die Würze? Ich will damit nur auf ein Problem hinweisen, das die 16mm-Filmer meist gar nicht haben, weil sie - schon der Kosten einer 16mm-Film-Minute wegen - viel selektiver drehen: Was nicht einhundertprozentig den Erwartungen und Anforderungen entspricht, muß verworfen werden! Bevor man eine Einstellung - und sei sie noch so schön - in seinen Film schneidet, ist zu prüfen, ob sie wirklich NEUES bringt, den Filmfaden weiterspinnt oder nur bereits gezeigtes wiederholt.
Wenn es gelingt, auf lange Sicht dieses Problem in den Griff zu bekommen, wird man sich vielleicht auch als Veranstalter eines Wettbewerbes von der „20-Minuten-Beschränkung“ trennen können.

Dann hätte sich vielleicht auch die Frage nach einer Vorauswahl der Filme erledigt. In diesem Jahr ist eindeutig die Kapazität der Filmvorführung in der Veranstaltung erschöpft worden. Sollte es im nächsten Jahr eine weitere Steigerung der Gesamtlaufzeit aller Filme geben, muß man andere Wege finden. An dieser Stelle sei aber nochmals eindeutig gesagt: Nicht weniger Filme, sondern noch mehr kürzere Filme sind das Ziel!
Wie eine solche Vorauswahl aussehen könnte, darüber scheiden sich momentan noch die Geister. Für Vorschläge diesbezüglich ist der Vorstand immer offen, wenn sich eine breite Plattform für diese Frage findet, wird man am Ehesten ein für alle befriedigende Lösung für dieses Problem finden. Es sind also alle VFS-Mitglieder aufgerufen, sich zu äußern (vielleicht mit einem Beitrag in der AUFBLENDE?!).

Zu guter letzt noch einige Bemerkungen zu den Rahmenbedingungen: Die Organisation hat aus meiner Sicht recht gut geklappt. Daß Saal und Verpflegung diesmal nicht in VFS-Händen lagen sorgte für eine spürbare Entlastung und ergab nicht den von manchen befürchteten Qualitätsein-bruch. Alles in allem kann man sagen: Eine gelungene Veranstaltung. Dank allen, die mitwirkten und diesem Tag mit dem schlechten Wetter zu einem Erlebnis machten. Auf Wiedersehen zur nächsten LMS 2003 und bis dahin: Stets Gut Licht!

Burkhard Schmidtke
VFS-Vorsitzender

Die LMS - Zahlen und Fakten

1. Platz „Es war einmal ...“, 16mm, Lokal, 14 min
Manfred Seifert, Leipzig
2. Platz „Kopenhagen“, S-VHS, Reise, 8 1/2 min
Edeltraud und Winfried Richter, Zwönitz
2. Platz „Gleichnis“, S-VHS, Trick, 1 1/2 min
Kurt Kleinke, Erlau
3. Platz „Zeit - Sprung“, S-VHS, Doku, 19 min
Hans Hickisch, Pirna
3. Platz „TurmSpitzenLos“, S-VHS, Doku, 27 min
Christoph Leonhardt, Radebeul
3. Platz „Eilenburger Marktbrunnen“, VHS, Doku, 12 min
AFG Eilenburg, Eilenburg

SP „Kamera“ „Bad Elster“, S-VHS, Doku, 20 min
Scheller - Meier, Leipzig

Anzahl der gezeigten Filme: 17 in der Wertung
Zuschaueranzahl: ca. 60
Gesamtlänge der Filme: 221 min
verwendete Formate: 6x VHS, 9x S-VHS, 2x 16mm

Bildergalerie

Landesmeisterschaft Sachsen 2002 der Amateurfilmer - Saal
 Gespannte Erwartungen im Zuschauerraum
               
Landesmeisterschaft Sachsen 2002 der Amateurfilmer - Juryvorsitzender
 Dr. Frank Eckert, der Vorsitzende der Jury
    Landesmeisterschaft Sachsen 2002 der Amateurfilmer - Preise
 Wer bekommt wohl was?
               
Landesmeisterschaft Sachsen 2002 der Amateurfilmer - Jurybesprechung
 Die Filme werden besprochen
               
Landesmeisterschaft Sachsen 2002 der Amateurfilmer - Landesmeister
 Nur einer kann Landesmeister sein, in diesem Jahr Manfred Seifert. Preisträger gibt es dennoch viele.
               
Landesmeisterschaft Sachsen 2002 der Amateurfilmer - Preisverleihung   Landesmeisterschaft Sachsen 2002 der Amateurfilmer - Preisverleihung
               
  Landesmeisterschaft Sachsen 2002 der Amateurfilmer - Preisverleihung     Landesmeisterschaft Sachsen 2002 der Amateurfilmer - Preisverleihung
               
Landesmeisterschaft Sachsen 2002 der Amateurfilmer - Bühne
Spannend blieb es bis zum Schluß.