Rückblick auf das XX. Landesfestival 2010

Die vier Juroren bei der Film-BesprechungDresden, 06.02.2010.
Der VFS rief – und Zuschauer und Autoren kamen. Am 6. Februar 2010 ging der nun im 20. Jahr bestehende Landeswettbewerb des nichtkommerziellen Films in Sachsens über die Leinwand. Erneut wechselte auch der Veranstaltungsort, wir präsentierten uns diesmal im Programmkino Ost in Dresden-Striesen. Leider blieb – wohl auch dem Wetter geschuldet – die Zuschauerbeteiligung hinter den Erwartungen zurück. Dennoch lief Hochkarätiges vor Publikum und Jury ab. Diese bestand diesmal aus Dr. Jörg Herrmann (Leitung), Heike Bittner, Eckart Reichl und Günter Heidrich.

Ich halte es für eine gute Nachricht, daß ein Experimentalfilm eine der beiden Goldmedaillen erhielt. Oliver Weiße zeigte mit »Alice« einen der interessantesten Beiträge des Wettbewerbs. Zwar zeigten seine Darsteller hier und da leichte Schwächen, dennoch zog das Werk die Zuschauer in seinen Bann. Beschaulicher ging es bei der Eisenbahn zu. Für seine flott erzählte und mit spannenden Bildern überzeugende Reportage »Große Fahrt auf kleiner Bahn« erhielt Hans-Dieter Große nicht nur Gold von der Jury, sondern auch den Publikumspreis.

Unterwasserfilme haben häufig das Problem, dass attraktiven Motive im Widerspruch zu eher dünnen Handlungen stehen. Nicht so bei »Spannung im Riff« von Dr. Peter Paschke. Der Jury war das eine Silbermedaille wert. Ebenfalls Silber bekam »Das Fest unter den Eichen« von Joachim Frisch für einen Report über ein von den Einwohnern eines sächsischen Dorfes selbst organisiertes Fest. Die dritte Silbermedaille ging an »Casting« von Dr. Eckhard Bussian – ein einminütiger Kurzfilm für alle, die glauben, sie hätten schon alles gesehen, was sich vor einer Kamera präsentieren kann.

ein Frauengesicht in GroßaufnahmeBei den bronzenen Medaillen gab es Erfreuliches im Genre des Spielfilms zu vermelden: Oliver Weiße zeigte mit »Feldpost« einen weiteren Streifen, der von der Jury hoch gelobt, aber dennoch kontrovers diskutiert wurde. Dem Pirnaer Film- und Videoclub kam »Ein Venezianer in Pirna« vor die Linse und sorgte dort für ein interessantes Stück aus der Heimatgeschichte. Leipzig fand sich im Wettbewerb gleich zweimal: Manfred Seifert widmete sich in »Erwacht« den Kunstschätzen der Paulinerkirche, während Horst Scheller gleich die die ganze Stadt »Leipzig im Wandel« zum Thema machte. Deutlich exotischere Gefilde bereiste Dr. Karlheinz Bernert mit der »Heimat der Coco de Mer« und stellte uns hier eine in jeder Beziehung außergewöhnliche Pflanze vor.

Einige weitere Filme erhielten Anerkennungen. Erwähnt sein hier nur »Veränderung« von Gunter Scholz, ein Film, der hat, was sich jeder Autor wünscht: Eine starke Geschichte und eine kaum erklärbare, intensive Wirkung beim Zuschauer. Mit besserer Kamera und ein wenig mehr Feinarbeit beim Schnitt wäre hier auf jeden Fall eine Medaille drin gewesen.

Auch dieses Jahr entstand bei mir (wieder einmal) der Eindruck, daß zahlreiche Autoren aus ihrem Material nicht alles herausholen, was drinsteckt. Da gibt es prima Aufnahmen – und der Schnitt verdirbt ihre Wirkung. Oder eine lieblos „drübergekleisterte“ Fahrstuhlmusik läßt so etwas wie Stimmung gar nicht erst aufkommen. Häufig sind es ganz einfache Dinge, die leicht zu korrigieren wären. Aber für genau diesen Zweck haben wir ja unseren Verein – für die Kommunikation unter Filmautoren.

 

Sebastian Bräuniger

 



Bildergalerie:

Personen sitzen vor einer Leinwand

Publikum der Veranstaltung

Die vier Juroren sitzend vor der Leinwand

Drei Männer, einer gratuliert einem anderen



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